Schnabelkürzen
Für Hühner ist der Schnabel ihr wichtigstes Tastorgan. Der Schnabel ist empfindlich gegenüber Temperatur, mechanischen Reizen und Schmerz. Er hat ein kn?chernes Gerüst und wird von schützendem Horn umgeben. Eine Vielzahl an Nerven, Blutgef??en und Tastk?rperchen durchzieht ihn, was ihn so sensibel macht.
Für eine Henne ist ihr Schnabel ein wichtiges und vielseitiges Werkzeug.
Einen Gro?teil des Tages verbringt sie damit, am Boden nach Nahrung zu suchen. Dabei wird gepickt und alles untersucht und bearbeitet, was ihr interessant erscheint. Au?erdem nutzt sie ihn für die Gefiederpflege. Um die Federn locker zu halten, verteilt das Huhn Fett aus der Bürzeldrüse, die sich am hinteren Ende des Rückens bei jedem Huhn befindet, mit dem Schnabel auf den Federn. Altes Fett wird durch Staubbaden, wobei sich das Huhn mit feiner Einstreu einstaubt und diese anschlie?end wieder ausschüttelt, entfernt. Ein intaktes Federkleid ist besonders wichtig für die W?rmeregulation der Henne. Tiere, denen durch Federpicken gro?fl?chig oder fast alle Federn vom K?rper gezupft worden sind, müssen mehr Energie aufwenden, um ihre Temperatur konstant halten zu k?nnen.
Die Schnabelspitze bei Hennen ist sehr spitz und scharf. Problematisch wird dies, wenn in einer Legehennenherde die Verhaltensst?rungen Federpicken und Kannibalismus auftreten. Schnell kommt es dann zu gegenseitig zugefügten massiven Verletzungen.
Eine h?ufige Methode, das Ausma? von Verletzungen zu reduzieren, war es bisher, den Schnabel bei Küken direkt nach dem Schlupf zu kürzen und damit stumpfer zu machen.
Beim Schnabelkürzen handelt es sich grunds?tzlich um einen schmerzhaften Eingriff, der ohne Bet?ubung vorgenommen wird. Es wird davon ausgegangen, dass dies bei den Tieren zu akuten und auch l?nger anhaltenden Schmerzen führt.
Neben den auftretenden Schmerzen wird aus Tierschutzsicht kritisiert, dass durch das Schnabelkürzen lediglich das Symptom behoben wird, indem die Sch?den am Tier durch Federpicken und Kannibalismus reduziert werden. Die Ursachen für die Verhaltensst?rungen werden aber nicht beseitigt. Zudem kommt es durchaus auch in schnabelgekürzten Herden regelm??ig zu Sch?den durch Federpicken und Kannibalismus.
Zwar kann die Henne mit einem gekürzten Schnabel, Federn und Haut schlechter greifen und auch die Pickschl?ge werden abgemildert, jedoch schr?nkt der teilweise Verlust des Tastorgans die Henne bei der Wahrnehmung ihrer Umwelt stark ein.
Die modernste und zurzeit am h?ufigsten in Deutschland angewandte Methode ist die Schnabelkürzung mittels Infrarotbestrahlung.
Dabei wird die Schnabelspitze am ersten Lebenstag der Küken noch in der Brüterei direkt nach dem Schlupf einem hochenergetischen Infrarotstrahl ausgesetzt. Dies führt dazu, dass die Versorgung der Schnabelspitze unterbrochen wird. Das nun nicht mehr versorgte Gewebe stirbt darauf hin ab, wird erst dunkel bis sich nach einigen Tagen die komplette Schnabelspitze abgel?st.
Langfristig wird das Ziel verfolgt, auf das Schnabelkürzen bei Legehennen zu verzichten. In Niedersachsen wird sogar angestrebt, ab Ende 2016 schon komplett auf den schmerzhaften Eingriff bei Legehennen zu verzichten.